Nachhaltiges Investment braucht investierbare Kapitalanlagen

Nachhaltiges Investment braucht investierbare Kapitalanlagen

„Um nachhaltiges Investment konsequent voranzutreiben, müssen investierbare Kapitalanlagen geschaffen werden.“

 

Auf der UN Klimakonferenz 2018 in Katowice bestimmen Nachhaltigkeit und Klimawandel die Agenda. Unter der Leitung Polens wird das Regelwerk des Pariser Übereinkommens verabschiedet. Angesichts des letzten besorgniserregenden Klimareports müssen alle Staaten einen noch größeren Beitrag zur Reduktion der Erderwärmung beitragen. Der Weltklimarat IPCC schlägt Alarm: Das Engagement den Klimawandel zu stoppen, muss erheblich intensiviert werden.

Als einer der größten global tätigen Versicherer und einer der Top 10 Versicherer in Deutschland engagiert sich Zurich seit langem im Kampf gegen den Klimawandel. Dabei hat Zurich den Anspruch als langfristiger institutioneller Investor und als internationales Versicherungsunternehmen wichtige wirtschaftliche und politische Impulse zu setzen.

Es gilt, die Finanzintermediäre stärker in die Pflicht zu nehmen und „Environmental Social Governance (ESG)-Betrachtungen“ in Kapitalallokationsentscheidungen einzubeziehen. Der stärkste Anreiz für die Finanzintermediäre, Kapital zuzuweisen, besteht in der Konzipierung und Verkündung einer wirklich nachhaltigen Wirtschaftspolitik in Bezug auf die Preisgestaltung für CO2-Emissionen, die Besteuerung und Subventionierung von Energiequellen und in Bezug auf die Verbesserung der Nachhaltigkeit von Herstellungs- und Vertriebsprozessen.

Verhaltensänderungen sind durch richtig eingesetzte marktwirtschaftliche Anreize herbeizuführen – Verbote oder dirigistische Eingriffe wären nicht zielführend. Zudem müssen öffentliche Mittel stärker in den Dienst der Nachhaltigkeit gestellt werden. Gleichbedeutend ist die Umschichtung der Mittelverwendung von Konsum in Richtung Investition. Die Verbesserung der Definitionen von “grünen” und “nachhaltigen” Finanzierungen wird für die Schaffung liquider Märkte von entscheidender Bedeutung sein. Es ist entscheidend, dass eine Taxonomie zweckmäßig und global in ihrer Anwendung und Reichweite ist. Abgeleitete Operationalisierungen sollten handhabbar sein. Im Grundsatz bedeutet dies zusammengefasst: Um nachhaltiges Investment konsequent voranzutreiben, müssen investierbare Kapitalanlagen geschaffen werden.

Weiter müssen Externalitäten, also umweltrelevante Kosten, internalisiert und eine Verursachergerechte Bepreisung von umweltschädigenden Energieträgern installiert werden.

Nicht zuletzt erfordert die Schaffung einer erfolgreichen nachhaltigen Investmentkultur transparente Dokumentation. Und auch kontrovers geführte Diskussion.

 

Nachhaltiges Investment ist nicht nur durch Gewinn, sondern auch durch soziale und ökologische Ziele motiviert

Zurich hat seit 2012 die ESG Kriterien in ihre Kerngeschäftspraktiken aufgenommen. Das Unternehmen setzte und übertraf auch aggressive CO2-Reduktionsziele, gründete eine verantwortungsbewusste Investmentfunktion, investierte bereits bis zur Mitte 2018 rund 3 Milliarden US-Dollar in „Green and Social Bonds“ und stellte ein von den Vereinten Nationen anerkanntes Hochwasserprogramm auf, das sich auf die Verbesserung der Widerstandsfähigkeit von Hochwasser auf Gemeindeebene konzentriert.

Wir sind uns bewusst, dass der verfolgte Veränderungsprozess nicht abrupt passieren kann und so gestaltet werden muss, dass den Wirtschaftsakteuren genügend Zeit für die notwendige Anpassung eingeräumt wird. Dies kann nur in einem engen Dialog mit den verschiedenen gesellschaftlichen Anspruchsgruppen geschehen, da es zwischen den politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie der Unternehmensstrategie enge Wechselwirkungen und gegenseitigen Abhängigkeiten gibt. Die EU Agenda muss durch die Mitgliedsstaaten mitgetragen werden. Dabei sind die entsprechenden politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen in den meisten EU Ländern höchst unterschiedlich. Aufgrund seiner führenden Rolle in der EU kommt Deutschland sowohl bei der Mitwirkung im EU-politischen Prozess wie auch bei Umsetzung der Agenda im eigenen Land eine besondere Rolle zu.

Deshalb sucht die Zurich Gruppe Deutschland gezielt den Dialog mit den im Lande relevanten Zielgruppen, um der Frage nachzugehen: Welche politischen Rahmenbedingungen in Deutschland können den Entwicklungspfad in Richtung eines nachhaltigen Wirtschaft- und Gesellschaftssystems sicherstellen?

Als Versicherer können wir dazu beitragen, diesen Paradigmenwechsel zu sauberer Energie zu erleichtern, indem wir die klimabedingten Risiken der Kraftwerkskohle in unsere Zeichnungs- und Kapitalanlagepolitik zunehmend berücksichtigen. Zum einen prüfen wir bei der Analyse einzelner Investitionen und Investmentverwalter nicht nur ihre finanzielle Performance, sondern auch ihre Leistung im Hinblick auf Environment, Social und Governance-Faktoren. Diese Überlegungen fließen in unsere Entscheidungen über den Kauf oder Verkauf von Vermögenswerten ein –  vor allem bei Aktien und Unternehmensanleihen, ein. Zum anderen ist es unser Ziel in Institutionen oder Projekte zu investieren, die auf unsere Prämien sichere, adäquate Renditen erbringen und gleichzeitig gezielte, messbar positive ökologische und soziale Wirkungen zeigen.

Die Zurich Versicherung hat den Anspruch ihre Rolle als Risikoexperte zu optimieren, um den Generationswechsel zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu erleichtern – wenn nicht gar zu beschleunigen. Zurich entwickelt Risikomanagementlösungen für die neuen Technologien und innovative Ansätze, die für diesen Übergang erforderlich sind. Darüber hinaus plant Zurich, Kunden und Makler in die Diskussionen über schon vorhandene oder potenzielle Mechanismen einzubeziehen.

ESG-Faktoren haben Einfluss auf die mit den Vermögenswerten verbundenen Risiken und Chancen, in die wir investieren: Ein Unternehmen, dass eine nachhaltige Unternehmenspolitik betreibt, wird langfristig auch am Kapitalmarkt erfolgreich sein. Daher glauben wir, dass uns die proaktive Einbeziehung von ESG-Faktoren neben traditionellen Finanzkennzahlen und modernsten Risikomanagementpraktiken, bei der Mission unterstützt: Eine überdurchschnittliche, risikoadjustierte und langfristige Finanzrendite zu erzielen.

Nachhaltiges Investment hat in den letzten Jahrzehnten enormes Wachstum erlebt. Dieser Ansatz, der anfänglich ein Nischensegment in einem Nischenmarkt darstellte, ist heute in seinen verschiedenen Ausprägungen für etwa 10–15 Prozent des Gesamtwerts des Wertpapiermarkts verantwortlich. Er hat jedoch noch einen weiten Weg vor sich, ehe er wirklich dem Mainstream angehören wird. Hilfreich hierzu sind Studien die beleuchten, wie ESG-Faktoren Risiken erhöhen oder mindern.

 

Gut wirtschaften und dabei Gutes tun

Nachhaltiges Investieren ist ein Ansatz für die Verwaltung unserer Kapitalanlagen, der unsere Fähigkeit verbessert, «gut zu wirtschaften», weil er das Risiko finanzieller Verluste mindert und zugleich neue Möglichkeiten für finanzielle Erträge schafft. Durch nachhaltiges Investment stellen wir darüber hinaus sicher, dass wir «Gutes tun», indem wir Institutionen und Maßnahmen finanzieren, die unseren Kunden, Mitarbeitenden und der breiteren Gesellschaft zugutekommen.

Die Idee ist, dass Investitionen nicht nur durch Profit, sondern auch durch soziale und ökologische Ziele motiviert sein sollten. Ein Ziel schließt das andere nicht aus, in Wirklichkeit gehen sie oft Hand in Hand.

Die Komplexität des Investment Management zu beherrschen und gleichzeitig verantwortungsbewusstes Investieren zu betreiben, kann nur erreicht werden, wenn diese nachhaltigen Anlagepraktiken vollständig in die Gesamtanlage-Strategie integriert und Teil der täglichen Anlageentscheidung werden. Strategien und Regeln allein reichen nicht aus. Verantwortungsbewusste und nachhaltige Investitionen müssen Teil der Unternehmens DNA werden – ein Teil seiner Kultur werden.

 

Am Ende bleibt die Frage: Wie geht man mit dem Klimawandel um?

Jedes Unternehmen und jeder Vermögenswert wird vom Klimawandel und den gemeinsamen Maßnahmen zur Minderung oder Anpassung an den Wandel betroffen sein. Dies wird auch dann der Fall sein, wenn die Gesellschaft erfolgreich zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft übergeht und es gelingt, wie im Pariser Abkommen vorgesehen, den zukünftigen Temperaturanstieg in diesem Jahrhundert “deutlich unter” zwei Grad Celsius zu halten. Die Auswirkungen des Klimawandels durchziehen alle Teilbereiche unserer nachhaltigen Anlagestrategie.

Wie können wir sicherstellen, dass sich eine korrekte Bewertung von Risiken und Chancen in Investitionsentscheidungen widerspiegelt? Wie können wir zur Finanzierung von Maßnahmen zur Abschwächung und Anpassung an den Klimawandel beitragen? Wie können wir damit umgehen, dass viele Folgen des Klimawandels erst über einen mittel- bis langfristigen Zeithorizont eintreten werden? Und wie können wir dazu beitragen, Veränderungen zu fördern, die es den Finanzmärkten besser ermöglichen, den Klimawandel wirksam zu bewältigen, und ihn als Risiko und Chance begreifen?

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Beitrag von:
Michael Leinwand

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