#TagderVerkehrssicherheit: Moderner Mythos Multitasking
Mehrere Dinge gleichzeitig erledigen? Und alles mit der gleich hohen Aufmerksamkeit? Kein Problem. Hat man es sich doch schon unzählige Male selbst bewiesen – beispielsweise beim Autofahren mit dem Beifahrer quatschend, dem Smartphone in der Hand und lautem Radio. Ein Trugschluss? Es ist auf jeden Fall Vorsicht geboten: Tatsächlich verschlechtert sich nämlich das Reaktionsvermögen von Menschen drastisch, sobald sie versuchen, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Auch wenn wir manchmal den Eindruck haben, mehrere Handlungen gleichzeitig konzentriert verfolgen zu können, springt unsere Aufmerksamkeit tatsächlich ständig zwischen den einzelnen Tätigkeiten hin und her. Diese ständigen Unterbrechungen bewältigt der menschliche Verstand sehr schlecht. Weil wir also unsere Aufmerksamkeit teilen, sinkt die Leistung in jeder Einzeltätigkeit. Es heißt nicht umsonst „To pay attention“ – einer Tätigkeit Aufmerksamkeit schenken, „kostet“ in Wahrheit Aufmerksamkeit zum Nachteil anderer Tätigkeiten. In anderen Worten, man zollt einer Tätigkeit die Aufmerksamkeit. Multitasking ist eine Falle und kann als moderner Mythos bezeichnet werden. Denn Aufmerksamkeit ist immer begrenzt, erklärte schon Donald Eric Broadbent(1926-1993) ein britischer Psychologe.
Ein echter Kapazitätenkiller ist das Telefonieren am Steuer.
Beim Auto- oder Motorradfahren verarbeitet man dauerhaft Informationen aus der Außenwelt, z.B. andere Fahrzeuge, Hinweisschilder, andere Verkehrsteilnehmer, die Beschaffenheit der Straße, aber auch Dinge, die für das eigentliche Verkehrsgeschehen nicht relevant sind, werden wahrgenommen, wie z.B. Reklame, Auslagen von Schaufenstern, weidende Kühe etc. Akustische Informationen, Abrollgeräusche der Reifen, Dinge, die z. B. ein Beifahrer sagt, oder Radiomeldungen wirken ebenfalls auf den Fahrer ein. Ablenkungsursache Nummer 1 bleibt aber das Smartphone. Das bestätigt die jüngste Studie von infas quo im Auftrag des Zurich Direktversicherers DA Direkt. Aus der Untersuchung geht weiter hervor, dass die stärkste Ablenkung insgesamt vom Smartphone ausgeht – fast die Hälfte der Befragten nutzt es sehr häufig während der Fahrt (43%). Egel ob Telefonate geführt oder sogar Bilder und Nachrichten auf Social Media gepostet werden, die Bedienung des Smartphones während der Fahrt lenkt stark vom Straßenverkehr ab. Interessant ist, dass laut Untersuchung jeder vierte Autofahrer (24%) während der Fahrt Google Maps auf dem Smartphone als Navigationssystem nutzt.
In Deutschland gilt jedoch eindeutig per Gesetz: Das Telefonieren mit dem Smartphone am Ohr ist verboten. Sind Smartphone oder Navigationssystem in einer entsprechenden Halterung montiert, darf der Blick des Fahrers kurz auf dem Gerät verweilen. Und dies auch nur dann, wenn die Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnisse erlauben. Je komplexer eine Verkehrssituation ist und je mehr Reize verarbeitet werden müssen, umso eher werden die Kapazitätsgrenzen erreicht, die ein Menschen verarbeiten kann. Das Risiko von Fehlern steigt – insbesondere dann, wenn man weiterhin glaubt, echtes Multitasking sei möglich. Je intensiver sich ein Fahrer hinter dem Steuer mit seinen Gedanken beschäftigt, über Probleme grübelt, oder eben telefoniert, umso weniger Platz ist da, verkehrsrelevante Informationen zu verarbeiten.
Ablenkung ist eine ebenso große Gefahr wie zu schnelles Fahren
Im Straßenverkehr gibt es viele Gefahrenquellen. Alkohol, Drogen, Müdigkeit und zu schnelles Fahren – Unfallursachen, die in der öffentlichen Wahrnehmung meist überwiegen. Eine zentrale Gefahr wird dabei sehr häufig unterschätzt: die Ablenkung. Das bestätigen die Daten der DA Direkt Erhebung: Auf Deutschlands Straßen verursacht Ablenkung jeden zehnten Unfall oder führt zu einer gefährlichen Situation. Damit stellt die Ablenkung statistisch gesehen eine ebenso große Gefahr dar wie zu schnelles Fahren. Sollte es bei aller Vorsicht doch zu einer Unfallsituation kommen, ist es wichtig zu wissen wie man im Schadenfall reagieren sollte.
Laut aktueller DA Direkt Statistik haben drei Ablenkungs-Faktoren einen signifikant hohen Einfluss darauf, in einen Unfall oder in eine gefährliche Situation zu geraten: Dazu zählen die Nutzungshäufigkeit des Smartphones, eine gereizte Stimmung im Auto und die eigene Angst des Fahrers davor, dass andere Verkehrsteilnehmer eine Gefahr darstellen. In Summe können so rund zwei Drittel (60%), der durch Ablenkung verursachten Unfälle erklärt werden.Es sind die scheinbar harmlosen Dinge, die Autofahrer während der Fahrt machen, diese sorgen aber oft für Unaufmerksamkeit und Ablenkung – das belegen die Studienergebnisse. So kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass mehr als ein Drittel (37%) der deutschen Autofahrer durch Podcasts und Hörbücher ablenkt ist. Auch das Flirten während der Fahrt lenkt jeden Zehnten ab (9%). Genauso häufig ist Essen oder Trinken während der Fahrt für die Ablenkung verantwortlich (11%).