Köln{Historic Rallye mit Spaß und Tücke

Köln{Historic Rallye mit Spaß und Tücke

„Jetzt mal ein bisschen Jubeln!“ ruft der Fotograf, als wir, das Zurich Team, uns voller Vorfreude um das Auto mit der blauen Pudelmütze aus der Zurich Kampagne zum Gruppenfoto versammeln. Es ist 8:15 Uhr – kurz vor dem Start zur 2. Köln{Historic am Kölner Tanzbrunnen.

 

Das Zurich Team beim Teamfoto.
Das Zurich Team beim Teamfoto.

 

Das Wetter könnte nicht besser sein und die Laune auch. Zurich hatte unter ihren Mitarbeitern ursprünglich nur einen Startplatz verlost, aber wie Sandra vom Kommunikationsteam sagte, „Es waren alle Bewerbungen sooo schön, da mussten einfach alle starten!“ Und so starteten wir dann mit acht Zurich Teams. Echt toll Zurich, dass das möglich war!

Mein Beifahrer Rainer und ich durften als zweites Zurich Team mit der Startnummer 10 an den Start. Wir starteten mit einem Audi Coupé GT 5S von 1981, welches mit seinem 5-Zylinder-Klang und dem gleichen Blick über die Motorhaube fast das Rallye-Feeling der 80er vermittelt, wie ihn wohl damals Michèle Mouton und Walter Röhrl schon gehabt haben müssen. Und so wurde bei den Fahrzeugvorstellungen bei den Ortsdurchfahrten, z.B. in Linz auch direkt die berühmten Rallye-Verwandten genannt.

Rainer und Johannes kurz vor dem Start.
Rainer und Johannes kurz vor dem Start.

 

Das geht ja gut los!

„Passt auf den blauen Wagen da hinter euch auf!“ flüstert mir plötzlich kurz vor dem Start ein Teilnehmer ins Ohr: „Der fährt ein wenig, sagen wir mal, wild.“ Na super, ein Pisten-Rambo im Nacken, dachte ich. Die Warnung hatte ich aber schnell wieder vergessen, starteten wir pünktlich um 9:06 Uhr – voll konzentriert auf die erste Prüfung, direkt nach der Ausfahrt am Tanzbrunnen. Wie war das, 180 Meter in 13 Sekunden? Jedenfalls wichtiger als dies, wäre das Anpeilen der zweiten Zielfahne gewesen, denn die Zeit zählt eine App laut piepend runter. Im Eifer des Gefechts vergessen und direkt die Erste angepeilt. Echt tückisch, diese kleinen Gemeinheiten in der Aufgabenbeschreibung und schwupps, direkt die erste Prüfung vergeigt. Fahrer und Navigator schauen sich frustriert an, dabei streift mein Blick den Innenspiegel.

 

Fragen aus dem Off

Huch! Den hab ich ja ganz vergessen – hinter uns sitzt der Kameramann von der Video-Produktionsfirma, den wir kurz vor dem Start noch schnell hinten „eingeladen“ hatten. Ihn hatten wir vor Aufregung ganz vergessen. „Kümmern Sie sich nicht um mich!“ hatte er noch gesagt. Das hat immerhin schon mal geklappt! Dann aber gab er uns auf der Strecke kleine Regieanweisungen. „Können Sie bitte noch mal schalten; noch mal auf die Karte zeigen; noch mal Ihren Navigator anschauen..“ Es ging immer weiter, so oft, dass er sich dafür entschuldigte. Aber uns machte das Spaß und wir sind gespannt, wie viel davon in das offizielle Video kommen wird.

 

Der dritte Mann im Fond.
Der dritte Mann im Fond.

 

Tolle Lichtspiele der Sonne auf der Strecke.
Tolle Lichtspiele der Sonne auf der Strecke.

 

„So, darf ich Ihnen jetzt ein paar Fragen stellen?“ die Frage kam während der Fahrt doch ein wenig überraschend. Mit einem Interview hatte ich nun nicht gerechnet. Und es handelte sich auch nicht um Fragen zum Fahrzeug, wie ich zuerst vermutete, sondern wie ich das Engagement von Zurich bei dieser Rallye finde und worauf ich mich heute am meisten freue. Ich gebe mir Mühe, gute Antworten zu geben und gleichzeitig den Anweisungen von Rainer zu folgen. Dieser meint anschließend, ich hätte das ganz gut gemacht – aber warten wir mal das Video ab.

 

Fans am Wegesrand

Dann führt uns die Strecke im Roadbook rechtsrheinisch über malerische, noch in Morgennebel getauchte Landstraßen in Richtung Siebengebirge und nach Westerhausen. Und da stehen sie am Wegesrand und winken – echte Fans! Rainer hatte seine Freundin Maren und die Nachbarn von unserer Tour begeistern können. Dies gefällt unserem Kameramann so gut, dass wir die Szene direkt dreimal drehen und er für Außenaufnahmen dann dort aussteigt und bleibt.

Wir steuern indessen die nächste Prüfung an. Die läuft dann recht gut.

 

Warten auf die nächste Prüfung.
Warten auf die nächste Prüfung.

Blaues Erstaunen

Auf dem Weg in Richtung Kalenborn und Linz genießen wir die schöne Landschaft, genießen die Sonne – aber Huch, was war das? Der „blaue Rambo“ rauscht an uns vorbei und verschwindet hinter der nächste Kehre. „Auch gut!“ denke ich mir, sitzt er mir nicht im Nacken. Bei der Durchfahrt der schönen Altstadt von Linz inklusive Fahrzeugvorstellung durch einen Moderator, taucht er aber schon wieder vor uns auf. Später kommt er irgendwann noch einmal von hinten angefahren. Wohl verfahren? Heizen ist auch nicht alles, denke ich mir. Aber dies tut er dann wohl auch weiterhin. Allein wir zählen zwei rote Ampeln, ein überfahrenes Stoppschild und am Schlimmsten ist ein waghalsiger Überholvorgang in einer engen Linkskurve ohne Einsicht. Irgendwie interpretiert er den Rallye-Gedanken für diese Tour falsch oder verwechselt die Veranstaltung – denn hier kommen durchaus Fahrzeuge entgegen. Rainer und ich sind fassungslos. In Bad Hönningen setzen wir mit der Fähre über und fahren zum Flugplatz nach Mendig.

 

Horrorflug in Mendig

„Wir hätten gerne Ihre Boardingcard“, begrüßen uns zwei freundliche, in smarter, roter Uniform gekleidete Stewardessen. Welch eine nette Überraschung. Hatten wir uns in Linz bei der Kartenverteilung schon gefragt, wofür die wohl sind. Kurz die Karte kontrolliert und eingerissen und dann: „Wir wünschen Ihnen einen guten Flug“ verabschiedet uns die junge Dame an meiner Seite.

 

Zwei Stewardessen empfangen die Teams.
Zwei Stewardessen empfangen die Teams.

 

Tja, und dann beginnt der Flug durch die einzige Schlechtwetterlage der Rallye, der für viele Teilnehmer wohl für die zwei schlechtesten Prüfungen sorgen soll. Beide werden eineinhalb Minuten vor Start im Ablauf zum Roadbook geändert. Es werden zwei Slaloms mit einer Zeitmessung eingefügt. „Tja, da waren wir wohl zu langsam, Rainer“, murmel’ ich im Anschluss der ersten Fahrt. Rainer schaut nur fragend.

 

Warten auf den Abflug in Mendig.
Warten auf den Abflug in Mendig.

 

Auch die zweite Prüfung, eine doppelt zu befahrende Acht, hat es echt in sich. Nicht, dass ich keine Acht hätte fahren können, aber: Die vorher schon in der Warteschlange sprotzelnde und nach Sprit riechende, bildhübsche Corvette aus den 60ern – der Junior des Besitzers fummelte vorher noch am Vergaser herum – bleibt kurz nach unserem Start mitten auf der Strecke stehen – Abbruch!

Wir starten neu: links röchelt die Corvette, im Schnittpunkt der Acht kommt uns ein Auto entgegen und wo ist jetzt die Lichtschranke – diese umfahre ich einfach ganz elegant, so dass keine Zeitmessung erfolgt. Die Stimmung im Coupé ist auf dem Nullpunkt! Rainer sagt schon nichts mehr. Uns kommt ein weiterer, orientierungsloser Teilnehmer entgegen. Die Stimmung steigt wieder! Ah, wir sind nicht allein in der Acht verloren!

Uns bleibt nur die Gewissheit: Unser Flug war nicht gut. Beim anschließenden Mittagessen im Flugzeughangar munkelt man, es soll Fahrer geben, die die Runden dreimal und an falscher Stelle raus gefahren sind. Leidensgenossen darauf angesprochen, sagt mir ein gut bekannter Fahrer, der sicher nicht genannt werden will: „Ich will nicht darüber reden!“ und fuchtelt dazu wild mit den Armen.

 

Applaus bei der Zieleinfahrt

Was soll ich sagen, von da an ist unser Sturzflug auch schon wieder beendet, denn nun laufen die Prüfungen für uns wieder richtig gut. Prüfungsabläufe, wie wir sie von anderen Rallyes kennen und die auch prima zu fahren sind. Das Rallye-Pilotenherz ist versöhnt. Über Ahrbrück, Rheinbach und Heimerzheim geht es zurück zum Tanzbrunnen  – die Sonne scheint immer noch. Dort werden wir von zahlreichen Autofans bereits erwartet und mit Applaus begrüßt. Welch ein Abschluss einer wirklich tollen Rallye.

 

Einfahrt ins Ziel
Einfahrt ins Ziel

 

Die Siegerehrung im Tanzbrunnen zu Köln.
Die Siegerehrung im Tanzbrunnen zu Köln.

 

Wie es dann bei der Siegerehrung zu erwarten war, haben uns die Rallye-Gene unseres Coupés nicht verholfen, einen Platz auf dem Siegertreppchen zu ergattern. Aber das ist uns auch gar nicht so wichtig. Wir hatten das beste Rallye-Wetter überhaupt, ein kultiges, zuverlässiges Auto, eine toll ausgearbeitete Strecke mit sympathischer Organisation und tollen Helfern sowie unendlich viel Spaß!

Ach übrigens, der Rallye-Rambo wurde aufgrund zahlreicher Beschwerden disqualifiziert. Ganz im Sinne unseres Sicherheitsgedankens. Heizen lohnt sich eben nur zuhause und im Winter. Freuen wir uns auf die kommende Saison 2017, die wir im Frühjahr mit neuen Ausfahrt beginnen werden.

 

Und hier gibt’s jetzt auch direkt den tollen Film zur Köln Historic 2016:

Diesen Artikel bewerten
Gesamt: 12, Durchschnitt: 5

Was ist Ihre Meinung zu diesem Artikel?