“Es kommt auf die Kompetenzen an, nicht auf das Geschlecht.”
Bei einer Netzwerkveranstaltung für Zurich Exklusivpartnerinnen hatten wir die Gelegenheit, der ehemaligen Box-Weltmeisterin und Keynote-Speakerin Regina Halmich einige Fragen zu ihrer Profi-Boxkarriere, weiblicher Unabhängigkeit und selbstbestimmter Finanzplanung zu stellen:
Eine Ehrung für Dein Lebenswerk, herzlichen Glückwunsch! Wie war das für dich?
Zusammen mit weltweit den Größten des Boxsports in der „International Boxing Hall of Fame“ verewigt zu werden, war ein Ritterschlag. An den Ort meiner einzigen Niederlage zurückzukehren, um geehrt zu werden, war einfach nur großartig! Ich hatte meinen ersten großen Profikampf im Box-Mekka Las Vegas verloren. Das war mein schlimmster Tag. Auf den Titelseiten der Boulevardpresse war mein blutverschmiertes Gesicht zu sehen. Schlagzeilen wie: „Muss es wirklich sein, dass Frauen boxen?“ überschlugen sich. Ja, es musste sein. Aufzugeben war nie eine Option. Frei nach meinem Motto: Ich bin nie einen Schritt zurück gegangen, es sei denn, um Anlauf zu nehmen.
Wie wichtig ist dir als Frau finanzielle Unabhängigkeit?
Für mich bedeutet es, dass ich auch nach meiner aktiven Karriere keine Jobs annehmen muss, mit denen ich mich nicht hundertprozentig identifizieren kann. Ich will nicht im Dschungel-Camp sitzen, mich in irgendwelchen Reality-TV-Formaten verkaufen oder Comeback-Kämpfe bestreiten müssen. Ich habe genügend Leistungssportler erlebt, die für ihre Fehlentscheidungen oder, ich glaube so hart darf ich sein: Für ihre Naivität, später einen solchen Preis bezahlen mussten. Ich habe alles erreicht und einen guten Ruf. Das ist viel wert. Vor allem Frauen sind in Bezug auf Verdienst und Vermögensaufbau gleich mehrfach benachteiligt. Das ich habe ich während meiner Karriere am eigenen Leib erfahren: Das „in“ in „Boxerin“ hat mich Millionen gekostet. Erst gegen Ende meiner Karriere habe ich dagegen aufbegehrt und darauf bestanden, nach TV-Quote bezahlt zu werden. Und gemerkt, dass ich auch eine gewisse Vorbildfunktion einnehme und sich viele Frauen an mir orientierten. Deshalb ist es mir wichtig, gerade an Frauen zu appellieren: Macht euch nicht klein! Gebt eure Finanz- und Lebensplanung nicht aus der Hand.“
Was ist dein Konzept für Vermögensaufbau und finanzielle Unabhängigkeit?
Eine kluge Finanzplanung für Frauen muss insbesondere beinhalten, um finanzielle Risiken zu wissen, die z.B. mit einem längeren Arbeitsaustritt oder andauernder Teilzeitarbeit einhergehen, und sie muss Frauen ermöglichen, gegenzusteuern. Sie sollte finanzielles Wissen und Kompetenzen vermitteln und Frauen zum Handeln ermutigen. Finanzen sind wichtig – aber nicht (nur ) im Sinne von Anhäufung, sondern von Wissen. Finanzielle Absicherung gibt mir persönlich die Freiheit, wenn nötig Nein zu sagen und mein Leben so zu gestalten, wie ich möchte.
Wann hast du angefangen, dich mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen?
Als Spitzensportlerin weiß ich, dass einem nichts geschenkt wird, und gerade im Boxen lernst du, hart für deinen Erfolg zu arbeiten, ihn dir zu erkämpfen. Ich habe mich immer schon für Finanzen interessiert. Aber nicht nur im Sinne von Kampfbörsen und Kontostand, sondern von ökonomischer Bildung. Denn nur wenn du selbst genug Wissen hast, bist du selbstbestimmt.
Gibt es etwas, was du aus heutiger Sicht anders machen würdest?
Eigentlich nicht. Ich habe meinen Traum verfolgt und (gegen alle Widerstände) verwirklicht.
Was würdest du der jungen Regina Halmich raten?
Nicht darauf zu warten, dass Leistung „… schon bemerkt und dementsprechend honoriert wird”. Darauf kann Frau lange warten. Hervorragende Leistung muss hervorragend honoriert – und manchmal auch mit Druck eingefordert werden.
Hattest du Unterstützung dich bei dem Thema Finanzen so aufzustellen?
Mein Vater war Bilanzbuchhalter und dafür der beste Lehrer, ich habe schon während meiner aktiven Karriere immer kleinere Beträge zurückgelegt, ich habe Rücklagen gebildet, Aktien und eine Wohnung gekauft und so Vorsorge geschaffen. Geld und Finanzplanung sind etwas Positives. Es ist wie beim Boxen: Wer ohne eine clevere Strategie in einen Boxkampf geht, riskiert mit großer Wahrscheinlichkeit einen heftigen Knockout. Das will man sich im Ring ebenso ersparen, wie im echten Leben.