ADAC Zurich Westfalen Klassik: Herzschlag im Takt der Motoren

ADAC Zurich Westfalen Klassik: Herzschlag im Takt der Motoren

Ich bin ganz aufgeregt und kann es kaum abwarten: Diesen September hole ich bei einem Händler in Bonn mein Traumauto ab: Ein Audi Coupé vom Typ 81 in Silber. Auch wenn mich keiner so recht verstehen kann, ich liebe diese kantige, sportliche Form mit den Familienbanden zum Rallye quattro. Daher ist meine erste Fahrt mit dem Blick über die Motorhaube auch so aufregend, ziehe ich mental Bahnen durch jubelnde Zuschauermengen wie damals Walter Röhrl und Michele Mouton. Im Radio läuft passend dazu die gerade erschienene und ebenso lang ersehnte neue Single von Michael Jackson. „I´m bad, I´m really, really bad“ tönt es quietschfidel aus den Lautsprechern meines neuen Lieblingsflitzers.

Sie ahnen es schon, das ist lange her. Genau genommen war das im September 1987.

Und jetzt – genau 30 Jahre später fand nun, apropos „Bad“, in Bad Sassendorf die 1. ADAC Zurich Westfalen Klassik statt. Initiiert und organisiert durch unseren motorsportbegeisterten Vermittler Bernhard Jühe aus Warstein und zeitgleich 1. Vorsitzender des ADAC Nordrhein Westfalen.

Ein schöner Anlass, mich in meinem 1982er Coupé, es gleicht meinem Auto von damals wie ein Ei dem anderen, auf Jubiläums-Zeitreise-Tour ins schöne Sauerland zu begeben. Oh, ich freue mich in den Wochen der Vorbereitung auf die Fahrt zu diesem Event fast genauso wie damals auf die erste Fahrt in meinem Coupé. Und die Zeiten ändern sich, ist das müde Lächeln für mein Coupé von damals über die Jahre gewichen. So werde ich als Teil des Zurich Teams direkt bei der Technischen Abnahme vom Classic Data Spezialisten Martin Stromberg begrüßt mit den Worten: „Was für ein schönes Coupé haben Sie da!“ Ja, so kann es weiter gehen!

Motortalk mit Gewinnern am Begrüßungsabend

Schon Wochen vor der eigentlichen Rallye hat Zurich bereits ein Rennen um ein heiß begehrtes Ziel eröffnet. Über das Forum Motor-Talk verloste die Zurich Versicherung als einer der Titelsponsoren der 1. Westfalen Klassik die Mitfahrt in einem original ADAC VW Käfer. Aus fast 700 Bewerbern wurde Detlef K. ausgelost, ein dufter Typ und bodenständiger Ofenbaumeister aus Lemgo.Wie er die Rallye erlebt hat, kann man auf Motor-Talk nachlesen.

Die Gewinner des ADAC Käfer Gewinnspiels von Zurich und Motor-Talk: Detlev K. und Beifahrer Dieter Lapinske freuen sich, den Kultkäfer zu fahren.

 

Zusammen mit seinem Beifahrer Dieter Lapinske freuten sich die beiden wie kleine Jungs über diesen Gewinn und die Fahrt in dem restaurierten ADAC Käfer von 1970. „So etwas Tolles habe ich noch nie erlebt!“ strahlt mich Detlef an und kann sein Glück anscheinend immer noch nicht fassen. Beim geselligen Begrüßungsabend im Kaminzimmer des Maritim Hotels, den Herr Jühe eröffnet und alle Teilnehmer herzlich begrüßt, lerne ich nicht nur die Käfer Crew näher kennen, sondern auch meinen Beifahrer für die nächsten zwei Tage. Sven Förster MotorTalk-Redakteur, gebürtig aus Wien. Uns allen ist schnell klar, wir werden uns super verstehen und die kommenden Tage viel Spaß haben. Ein Teilnehmer meinte, „Du brauchst gar nicht verbissen versuchen, einen der ersten Plätze zu ergattern. Hier sind so viele Profis dabei. Der Spaß und die netten Leute zählen!“ Und damit hat er wohl vollkommen Recht. Dies alles und die weiteren netten Gespräche rund um unsere Autos, u.a. mit dem VW Bus-Team von der Dekra und den beiden Moderatoren der Veranstaltung, bescherten uns allen einen tollen Einstieg in diesen Event.

Start im Minutentakt

So war die Stimmung am nächsten Morgen, dem ersten Rallyetag auch großartig. Wesentlich besser als das Wetter, denn der Himmel zeigte sich verhangen. Die Motoren der „echten“ Oldtimer wie Bugatti, Alvis und Rally aus den Jahren um 1930 brabbeln, knatterten und duften vor sich hin, erzeugen Gänsehaut und ringen mir Respekt für die Fahrer ab – sitzen die Teams doch nur in Jacke und Mütze in ihren offenen Wagen mitten drin in Wetter, Fahrt und Wind. Mit Seilzugtrommelbremsen, ohne jeglichen Komfort und modernen Helferlein gehen sie recht asketisch auf die Strecke. Da ist ein Coupé aus den 80ern schon ein sehr komfortables Gefährt mit einem dann doch heiß begehrtem Extra – einem Dach. Denn am zweiten Tag, regnet es vormittags wie aus Eimern und der Versuch, das Roadbook mit Hilfe von Folien zu schützen scheint ausweglos. Daher gehören der Applaus und die Bewunderung der Zuschauer an diesen Tagen eben diesen Teams an der Startlinie. Und so schickt Berhard Jühe diese Wagen in diesem „historischen Moment der 1. ADAC Zurich Westfalen Klassik“ wie er selber sagt, mit einem Schwenk seiner Fahne um 9.01 Uhr auf die Strecke.

Die Startnummer 1 ein Rally AZ von 1924 geht Peter Finkemeier pünktlich auf Tour und macht einen tollen Platz 1 in seiner Klasse (32 insgesamt).

 

Pünktlich zum Start ist auch das Zurich Team komplett. Neben Audi Coupé und VW Käfer steht auch ein 1962er Ford 17M von Dr. Rainer Mertens, Vorstand der Zurich ADAC Autoversicherung und sein Beifahrer Rainer Nicolas bereit, den Teamgeist zu stärken.

 

Bernhard Jühe (2.v.r.) hat gut lachen, die Rallye ist ein voller Erfolg.

 

Viel Spaß hatten auch Beifahrer Rainer Nicolas und Dr. Michael Mertens in seinem Ford 17M.

 

Auf Regen folgt Sonnenschein

Im Minutentakt geht es an zwei Tagen dann auf die 180 und 160 km lange Etappe rund um Bad Sassendorf und den Möhnesee quer durchs Sauerland. Mit Startnummer 61 sind Sven und ich gut eine Stunde nach dem Startfahrzeug an der Fahne und ganz heiß auf die Prüfungen. Insgesamt sind 11 Gleichmäßigkeitsprüfungen (GLP) zu bewältigen. Aber wir sind mit iPad-App (zählt Zeit und Strecke herunter) und Navi (hilft bei der Durchschnittsgeschwindigkeit) gut gerüstet, als z.B. 250  Meter in 25 Sekunden, gemessen per Lichtschranke oder eine unbekannt lange Strecke mit exakt 28 km/h zu fahren sind. Nach jeder Prüfung klatschen wir ab, haben das Gefühl, es ist gut gelaufen.

Zwischenstopp am Möhnesee und Zeit für einen Kaffee nimmt sich auch das Audi Team der Zurich.

 

Zwischen den Prüfungen und den Besuchen am Möhnesee, einer Whisky-Brennerei, der Holzdielenfabrik MeisterWerke oder durch die Warsteiner Brauerei, geht es vorbei an zahlreichen idyllischen Schlössern und Burgen und dem Paderborner Flughafen mit Besichtigung von historischen Flugzeugen. Zwischendurch immer wieder eine Pause mit toller Verpflegung. Auf den teils sehr langen Strecken durch Feld und Flur kommt tatsächlich ein wenig Rallye-Gefühl auf. Als besondere Belohnung empfinden wir alle die Sonnenstrahlen, die am zweiten Tag zum Vorschein kommen.

Ausgezeichnete Rallye

Und die Sonne bleibt uns den Rest der Rallye hold. Am letzten Tag, dem Tag der Siegerehrung strahlt sie mit den Teilnehmern um die Wette. Noch beschwingt vom Galaabend des Vorabends im Kongresszentrum von Bad Sassendorf mit Band, Tanz und Buffet, erwarten wir die Übergabe der Pokale. Bernhard Jühe teilt den, von tollen Eindrücken beseelten Teilnehmern freudig mit, dass es eine Fortsetzung der Rallye geben wird, denn der ADAC hat das Budget für drei weitere Jahre bereits frei gegeben. Schon jetzt eine verdiente Auszeichnung für die Mühe und das Engagement des Orgateams um Bernhard Jühe, welche die Teilnehmer freudig beklatschen.

Sven und ich sind ein wenig stolz, haben wir bei den Tageswertungen jeweils Platz 19 und 20 von 78 Fahrzeugen belegt. Daher stehe ich entspannt vor der Bühne als Zurich Fotograf (die sozialen Medien wollen aktuell gefüttert werden), um den Gewinnern der vorderen Plätze zuzuschauen und zu applaudieren. Während ich dann doch ein wenig neidisch denke „Ach, so ein Pokal wäre auch noch mal nett – eine Tages!“, höre ich Moderator Andreas Flashar sagen: „Kommen wir zu den Gewinnern der Gruppe G (Baujahr 1971-86) und beginnen mit Platz 8, Johannes van Hamme und Sven Förster.“ Wie jetzt? Ein Pokal für uns? Aufgeschreckt von dieser absolut überraschen Ankündigung, bahne ich mir meinen Weg durch die Zuschauer auf die Bühne.

Da stehe ich nun auf der Bühne mit meinem Pokal und freue mich.

Freudestrahlend nehme ich meinen allerersten Pokal entgegen. Ein Pokal für Platz 8? Ich dachte immer, nur Platz 1 bis 3 bekommen einen. Aber aufgrund der Gruppengröße von 26 Fahrzeugen wurde das erweitert. Die Zusammenlegung der beiden Tageswertungen ergab dann einen 12. Gesamtplatz. Da stehe ich nun und freu mich mit zwei der schweren Glaspokale in der Hand, denn Sven musste leider schon zur IAA abreisen. Und denke. „Not BAD!“.

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