Lebenshelden: Bauer Alexander erhält die Familientradition

Lebenshelden: Bauer Alexander erhält die Familientradition

Alexander, der Milchbauer aus dem Allgäu, lebt mit seiner Familie dort, wo andere Urlaub machen: Mitten im Bergidyll, in einer der schönsten Landschaften Deutschlands. Sattgrüne Täler und felsig-kantige Gipfel so weit das Auge reicht. Doch dass er heute dort als Bauer arbeitet, grenzt an ein Wunder.

Unsere Webseite lebenshelden.com ist ein Ort, an dem wir erzählen, wie Menschen einen Schicksalsschlag meistern. Dort stellen wir dar, wie sie sich aus schwieriger Lage den Alltag zurück erobern. Goymoos im bayerisch-schwäbischen Landkreis Oberallgäu ist der Ort, an dem wir Alexander besuchen, um seine Geschichte zu erzählen.

Er war von früh bis spät auf den Beinen

Michbauer Alexander

Goymoos besteht nur aus einem einzigen Bauernhof. Diesen Hof, die Goymoosmühle, führt Alexander in dritter Generation. 15 Milchkühe, 15 Hektar Land – das ist zu klein, um wirtschaftlich zu überleben. Deshalb hatte Alexander sich ein zweites Standbein geschaffen: eine Metzgerei. Von früh bis spät war er auf den Beinen – dann ging das nicht mehr. Alexander wurde krank.

Zuerst hat er noch versucht, weiterzumachen. „Ich habe die Zähne zusammengebissen – bis zu dem Punkt, an dem es absolut nicht mehr ging.“ Die Beschwerden wurden so stark, dass Alexander im Krankenhaus behandelt werden musste. Die Ärzte diagnostizierten eine chronische Entzündung des Darms (Colitis)  und eine autoimmune Lebererkrankung. Krankheiten, die nicht heilbar sind, sondern den Patienten ein Leben lang begleiten.

Ein Bauer kämpft um die Familientradition

Dennoch gab Alexander nicht auf. Die Metzgerei musste er an den Nagel hängen. Aber den Hof hält er am Laufen. Er hat sich entschieden, trotz seiner Krankheit um das Erbe seiner Väter zu kämpfen. Seine Kinder sollen eines Tages die Chance haben, den Hof zu übernehmen und die Familientradition fortzusetzen.

Geschichten wie die von Alexander kann ich nicht einfach so wieder beiseite legen. Sie gehen mir im Kopf umher und beschäftigen mich. Unsere Lebenshelden kämpfen, sie lassen sich nicht unterkriegen. Ihre Kraft und ihr Mut beeindrucken mich. In unseren Filmen berichten sie selbst, wie sie durch Krankheit oder Unfall aus ihrem Alltag gerissen wurden, und plötzlich nichts mehr war wie vorher. Ihre Schilderungen zeigen, wie schnell sich ein Leben ändern kann und wie wichtig es ist, im Fall der Fälle abgesichert zu sein.

Lebenzheld Alexander
Alexander vor den Bergen im Allgäu

Alexander berichtet: „Vor 20 Jahren habe ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen in dem Glauben, dass ich von der nichts mehr hören werde, und jetzt bin ich sehr froh, dass ich sie habe.“ Die kräftezehrende Arbeit in der kühlen und feuchten Metzgerei war Gift für ihn und hat seine Krankheit verschlimmert. Entzündungen der Gelenke kamen hinzu, an körperliche Arbeit im kalten Schlachtraum war nicht mehr zu denken. „Da bauen sich Existenzängste auf, die an manchen Tagen so schlimm sind, dass man an nichts anderes mehr denken kann“, erzählt Alexander in dem Film.

Die Familie packt mit an

Heute geht es ihm besser. Seit die Einnahmen aus der Metzgerei fehlen, hilft die Berufsunfähigkeitsrente der Familie sehr. Aber die Krankheit bleibt. „Ich kann nicht mehr den ganzen Tag durchschaffen. Nach zwei Stunden bin ich so ermüdet und schlapp, dass ich mich hinlegen muss.“ Die Krankheit verläuft in Schüben, eines Tages könnte eine Lebertransplantation nötig werden. Auch um das zu vermeiden oder noch möglichst weit rauszuschieben, ist Alexander gezwungen, kürzer zu treten. Auf dem Hof hilft die ganze Familie mit: Alexanders Mutter, seine Frau, die Tochter und die Söhne.

Alexander bei seinen Kühen
Alexander bei seinen Kühen

„Es ist immer eine große Freude, wenn das Vieh im Frühling wieder auf die Weide kommt. Auch für den Bauern“, sagt Alexander. Er ist mit Leib und Seele Bauer, das spürt man gleich. Auf der Goymoosmühle hat er seine Wurzeln. Dass der Betrieb läuft, dass der Hof seiner Väter weiter eine Zukunft hat, bedeutet ihm sehr viel. Und bis eines seiner Kinder hoffentlich irgendwann den Hof übernimmt, legt er einfach viele Pausen ein, in denen er seine Familie, die Alpen, die Berge und die Natur genießt. Heute überwiegt bei Alexander die Dankbarkeit für all die guten Momente die Angst vor den schlechten. Und das ist eine Riesenerleichterung.

Den Film zu Alexanders Geschichte gibt es übrigens hier zu sehen: http://lebenshelden.com/video/alexander.html

 

Diesen Artikel bewerten
Gesamt: 7, Durchschnitt: 3.4
Beitrag von:
Sandra Liedtke

Was ist Ihre Meinung zu diesem Artikel?

    Beitrag von:
    Sandra Liedtke